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NUEU ZÜRCHER ZEITUNG — First Class in die Vergangenheit

By Steve Przybilla
April 24, 2017

Original Story

Die legendäre Fluggesellschaft Pan Am lebt – in einer nachgebauten Boeing 747 in Los Angeles. Talaat Captan, Gründer von «Pan Am Experience», erklärt, warum seine Kunden mehrere hundert Dollar für etwas Nostalgie ausgeben.

Um ein paar Stunden in einer nachgebauten Flugzeugkabine zu sitzen, geben Ihre Gäste bis zu 345 Dollar aus. Warum?

Weil sie im Jahr 1970 sind, sobald sie unser Studio betreten. Die Uniformen, der Ticketschalter, die Sitze, die Bar – alles sieht exakt so aus wie in der goldenen Zeit des Fliegens. Sie steigen in unsere Boeing 747 ein, hören Frank Sinatra, essen ein edles Menu und können im Duty-free-Shop sogar die Parfums von damals kaufen. Darauf fahren die Leute besonders ab, obwohl sie nicht einmal besonders gut riechen – eher wie Putzmittel (lacht).

Früher war Fliegen etwas, das sich kaum jemand leisten konnte. Die Technik war unsicherer als heute. Was ist daran so bewundernswert?

Natürlich kann heute jeder für 29 Dollar mit Ryanair fliegen. Die Luftfahrt ist sicherer denn je, weil man aus jedem Unfall gelernt hat. Aber das Gefühl ist ein anderes. Früher war Fliegen etwas Besonderes, etwas Exklusives, man sagte «Bon voyage» vor der Reise. Heute ist jeder nervös, alles ist stressiger geworden, und dann noch die Angst vor Terrorismus. Wenn wir heute fliegen, sagen wir: «Have a safe trip.»

Wer sind die Menschen, die sich nach der guten alten Zeit sehnen?

Unsere Zielgruppe ist erstaunlich gemischt. Zum einen haben wir ältere Personen, die sich noch an ihre eigenen Flüge mit Pan Am erinnern. Zum andern kommen auch viele junge Nostalgiker, die «Mad Men» gesehen haben und sich nun selbst wie ein König über den Wolken fühlen wollen. Oft besuchen uns Paare, die sich im Flugzeug kennengelernt haben. Und natürlich kommen auch viele ehemalige Pan-Am-Mitarbeiter. Da geht es sehr emotional zu, die weinen fast immer.

Wie läuft ein solcher Abend genau ab?

Der Abend dauert ungefähr von 18 bis 23 Uhr. Zuerst erhalten die Gäste am Schalter ihr Flugticket und können sich in unserer Wartehalle umschauen. In der Kabine werden sie dann auf jede erdenkliche Weise verwöhnt. Es gibt ein delikates Essen, dazu eine Modeschau mit Stewardessen-Outfits aus der Pan-Am-Zeit. Natürlich wird auch ein Film gezeigt, zum Beispiel der Bond-Streifen «Goldfinger». Wichtig ist, dass die Gäste in diese Welt eintauchen, indem sie sich dem Anlass entsprechend kleiden.

Gibt es bei Ihnen also einen Dresscode?

Niemand wird gezwungen, in Anzug und Krawatte zu erscheinen, aber in Jeans und Turnschuhen sollte man auch nicht kommen. Das wäre nicht gut für die Atmosphäre. Trotzdem gibt es immer mal wieder Kunden, die direkt vom Flughafen kommen und so aufgeregt sind, dass sie das Umziehen ganz vergessen. Die schicken wir natürlich nicht wieder nach Hause.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Pan Am wieder aufleben zu lassen?

Unser Hauptgeschäft ist der Verleih von Flugzeugkabinen als Filmkulissen. An einem Flughafen in echten Maschinen zu drehen, ist heute fast unmöglich, weil die Sicherheitsauflagen so strikt sind. Deshalb kommen viele Produzenten in unser Studio. «Pan Am Experience» gibt es seit 2015. Das war eine spontane Idee, die ich als Pan-Am-Fan einfach einmal ausprobieren wollte. Ich war selbst erstaunt, wie gross die Nachfrage ist.

Dabei ist Ihr «Flugzeug» lediglich ein Nachbau, der nicht einmal beweglich ist.

Stimmt, aber an unserem nächsten Standort in Las Vegas, den wir noch dieses Jahr eröffnen wollen, soll das anders werden. Dort steht dann ein richtiger Simulator, in dem Sie Turbulenzen erleben und die Wolken an den Fenstern vorbeiziehen sehen. Aber das ist gar nicht das Wichtigste. Die Atmosphäre ist schon heute so authentisch, dass Sie sich auch so wie in einem Flugzeug fühlen. Allein schon der Service durch unsere Stewardessen.

Woher wissen Ihre Stewardessen denn, wie genau der Service 1970 ablief?

Unsere Schauspielerinnen werden speziell geschult von einer älteren Dame, die früher als Purser bei Pan Am gearbeitet hat. Sie kennt noch jeden Handgriff. Ausserdem ist es enorm wichtig, dass unsere Schauspielerinnen diesen Job nicht nur machen, um an schnelles Geld zu kommen. Sie müssen den Pan-Am-Gedanken leben. Von mehreren hundert Bewerberinnen schaffen es etwa achtzig.

Haben Sie auch einen Koch aus den 1970er Jahren?

Nicht ganz. Unser Essen kommt aber tatsächlich vom Flughafen in Los Angeles. Dort wird es nach unseren Anforderungen zubereitet, so dass es sich wirklich um die Menus handelt, die auch bei Pan Am serviert wurden. Dazu gibt es natürlich auch die passenden Getränke.

Pan Am gibt es seit 1991 nicht mehr. Wo haben Sie all die Requisiten her?

Jedes Glas, jede Gabel, jeder Teller, den Sie bei uns sehen, ist ein Original. Überall sind die Pan-Am-Logos aufgedruckt. Manche Gegenstände finden Sie im Internet, andere bei Sammlern. Es ist schon erstaunlich, welche Vorräte sich manche Leute anlegen. Für viele haben solche Dinge einen enormen Wert.

Talaat Captan

Der 52-jährige Gründer und Inhaber von Air Hollywood, einer in Los Angeles angesiedelten Firma, vermietet die Flugzeugkabinen für Filmproduktionen. «Pan Am Experience» ist der neueste Geschäftszweig; er existiert seit 2015. Captan hat ausserdem als Produzent an zahlreichen Science-Fiction- und Action-Filmen mitgewirkt, so an «Ground Control» und «Space Marines».

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